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Erarbeiten Sie rasch ei­ne Last-minute-Stra­tegie zum Brexit

Irgendwie trifft der Bre­xit je­den Be­trieb, et­wa über die Lie­fer­ket­te oder Li­qui­di­täts­pro­ble­me bei Kun­den. Fir­men­chefs müs­sen sich darauf vor­be­rei­ten. Da das Ri­si­ko des un­ge­re­gel­ten EU-Austritts von Groß­britan­nien steigt, sind schnell wirk­sa­me Vor­kehrun­gen zu treffen.

Text: Frank Wiercks


Das Wort des Jahres und das Unwort des Jahres 2018 sind bere­its gewählt – aber „Brex­it“ oder „Brex­it-Chaos“ wären auch würdi­ge Titel­träger gewe­sen. Wie erwartet, hat das Unter­haus in Lon­don den Ver­trag abgelehnt, mit dem Pre­mier­min­is­terin There­sa May Großbri­tan­nien geregelt aus der EU führen wollte. Nun ist völ­lig unklar, was zum offiziellen Aus­tritts­da­tum am 29. März 2019 passiert. „Schmerz, Wut und Rat­losigkeit“ titelt etwa die „Tagess­chau“ und beschreibt, wie sich die EU-Kom­mis­sion jet­zt auf einen harten Brex­it vor­bere­it­et, also eine Tren­nung ohne Vere­in­barung zu kün­fti­gen Recht­en und Pflicht­en. Und zitiert zur Beschrei­bung der aktuellen Sit­u­a­tion die irische Europaab­ge­ord­nete Mairead McGuin­ness mit der Fest­stel­lung: „Sich­er ist nur eines, alles ist unsicher!“

Die Un­si­cher­heit beim Bre­xit ist größer denn je

Unsicher­heit: Genau das mögen die weitaus meis­ten Unternehmer gar nicht. Noch schlim­mer ist für Fir­menchefs nur, wenn sich Unsicher­heit sog­ar mit Zeit­druck paart, so wie jet­zt beim Brex­it. Nicht nur, dass nie­mand weiß, wie es weit­erge­ht. Die Lösung für den geord­neten Brex­it muss auch noch bis zum 29. März vere­in­bart sein, son­st ist Großbri­tan­nien möglicher­weise ein­fach raus. Das würde bedeuten: Kaum noch entspan­nte Rah­menbe­din­gun­gen bei Geschäften und Reisen auf der Insel. Die wur­den bis­lang durch Regeln zum freien Verkehr von Per­so­n­en, Waren, Dien­stleis­tun­gen und Kap­i­tal inner­halb der EU garantiert. Stattdessen Zölle sowie Papierkrieg in Form von Import- und Exportbescheini­gun­gen oder Visa für die Gren­züber­querung. Ob es wirk­lich so kommt? Kein­er weiß es, es herrscht Unsicherheit.

Viele Mit­tel­ständ­ler ha­ben den Bre­xit bis­her ignoriert

Wobei: Eigentlich ist die Zeit der Unsicher­heit vor­bei. Zumin­d­est für jene vie­len Unternehmer, die bish­er nicht genau wussten, ob sie sich über­haupt mit dem The­ma beschäfti­gen soll­ten. Sie wäh­n­ten sich nicht betrof­fen oder glaubten an eine Aus­trittsvere­in­barung. Diese Fir­menchefs müssen das The­ma jet­zt rasch ange­hen. Fast 40 Prozent der deutschen Mit­tel­ständler antworteten kurz nach dem Brex­it-Votum auf die Frage, ob der Aus­tritt Großbri­tan­niens gut oder schlecht für die EU sei, dass sie dazu keine Mei­n­ung haben. Auch in den fol­gen­den zwei Jahren küm­merten sich vor allem die Ver­ant­wortlichen in kleineren und mit­tel­großen Betrieben wenig um das The­ma. Erst vor Kurzem began­nen sie nach Ein­schätzung des Bun­desver­bands der Deutschen Indus­trie (BDI), den Ernst der Lage zu erken­nen – und mit ein­er Sit­u­a­tion­s­analyse. Oft aber doch zu spät oder zu wenig: Die IHK München und Ober­bay­ern etwa meint, der Mit­tel­stand in Ober­bay­ern sei kaum auf den Brex­it vorbereitet.

Der Bre­xit kann je­den di­rekt oder in­di­rekt betreffen

Also: Spätestens jet­zt, wo der harte Brex­it zur realen Gefahr wird, muss jed­er Fir­menchef reagieren. Er sollte in enger Abstim­mung mit Anwalt und Steuer­ber­ater genau prüfen, ob seine Fir­ma nicht doch direkt oder indi­rekt vom Brex­it betrof­fen ist. Auswirkun­gen hat der EU-Aus­tritt Großbri­tan­niens – egal in welch­er Form – auf alle Aspek­te der unternehmerischen Tätigkeit, insbesondere:

  • Waren­verkehr
  • Trans­port
  • Finanz­di­en­stleis­tun­gen und Versicherungen
  • Per­son­al und Bildung
  • Verträge
  • Gewerbliche Schutzrechte und Normen
  • Steuern

Mit größter Sicher­heit dürfte deshalb jed­er Unternehmer irgend­wo einen Punkt find­en, wo er reagieren muss. Es kön­nte etwa passieren, dass über den in Eng­land pro­duzieren­den Zulief­er­er eines Zulief­er­ers die Ver­sorgungs­kette durch dro­hende Zol­lkon­trollen reißt. Oder Liefer­verzögerun­gen inner­halb der Sup­ply Chain zu Zahlungsverzögerun­gen und so möglicher­weise zu Liq­uid­ität­sen­g­pässen bei einem der Beteiligten führen. Auch wenn man das entsprechende Vor­pro­dukt selb­st nicht braucht, dro­ht über finanzielle Verbindun­gen oder Zahlungs­flüsse eine erhöhte Ansteck­ungs­ge­fahr für alle Partner.

Jetzt noch ei­ne Last-minute-Brexit-Stra­te­gie erstellen

Noch ist es nicht zu spät, das eigene Unternehmen auf indi­rek­te Prob­leme durch den Brex­it vorzu­bere­it­en. Dazu kön­nte gehören, mit dem Steuer­ber­ater die Auswirkun­gen auf die Liq­uid­ität zu berech­nen. Etwa für den Fall, dass die Umsätze eines in Eng­land täti­gen Geschäftspart­ners ein­brechen und er in Zahlungss­chwierigkeit­en gerät. Wer diesen Fall schon jet­zt mit der Bank bespricht, ist etwa durch eine kurzfristig erhöhte Kred­itlin­ie auf Tur­bu­len­zen vor­bere­it­et. Poli­tik und Ver­bände bieten wertvolle Infor­ma­tio­nen und Check­lis­ten an, die Unternehmern bei der Erstel­lung ihrer per­sön­lichen Last-minute-Brex­it-Strate­gie helfen sowie auf das Gespräch mit Anwalt und Steuer­ber­ater vor­bere­it­en. Das Bun­desmin­is­teri­um für Wirtschaft und Energie informiert grundle­gend über den Brex­it. Der BDI hat „111 Ori­en­tierungs­fra­gen für die Prax­is“ zusam­mengestellt. Und der Deutsche Indus­trie- und Han­del­skam­mertag (DIKH) ermöglicht es Unternehmern, sich durch Check­lis­ten für einzelne The­men­bere­iche zu klick­en, um zu sehen, von welchen Auswirkun­gen des Brex­it er betrof­fen sein könnte.

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Quelle: www.trialog-unternehmerblog.de, Her­aus­ge­ber: DATEV eG, Nürnberg

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