
Das tragen Unternehmer zum Aufbau motivierter Teams bei
Ein gutes Team ist für den Chef harte Arbeit. Er muss die Voraussetzung dafür schaffen, dass es zusammenwächst. Er muss Kritik aushalten, verlässlich sein, Lob verteilen – und falls nötig konsequent durchgreifen.
Text: Midia Nuri
Vor Kurzem gab der „Münchner Merkur“ den Tipp, passende Kandidaten für einen Job mit nur vier Fragen zu identifizieren. Ein interessanter Ansatz – aber man sollte das Thema unbedingt um die Frage ergänzen, wie die sinnvolle Eingewöhnung und Eingliederung als wichtig identifizierter Personen in ihr neues Team aussieht. Das ist natürlich bei Auszubildenden sinnvoll, die die ersten Schritte ins Berufsleben wagen, aber auch bei Mitarbeitern, die das Team auf Dauer mit ihren Fähigkeiten bereichern sollen. Das wiederum erfordert vor allem gute Stimmung. Und dies passt genau zum Tag des positiven Denkens, der am 13.09.2018 gefeiert wurde. Warum also nicht mal darüber nachdenken, wie Unternehmer es generell schaffen, gute Mitarbeiter zu integrieren und langfristig zu halten? Dass ein Betrieb ausgerechnet die wichtigsten und besten Mitarbeiter verliert, kommt nämlich viel zu oft vor. Und das hat Gründe – wogegen die Firmenchefs etwas tun können.
Mehr Geld und Verantwortung können stark motivieren
Tatsächlich haben Mittelständler rein statistisch betrachtet überdurchschnittlich zufriedene Mitarbeiter. Gerade erfolgreiche kleine und mittelgroße Betriebe machen also schon viel richtig. Trotzdem kommt es in den besten Unternehmen vor, dass gerade die treue Seele des Betriebs plötzlich abhandenkommt oder innerlich dauerhaft auf dem Absprung ist. Dies zu verhindern, fängt schon damit an, dass die besten Angestellten nicht zunehmend be- und schließlich überlastet werden, gerade weil sie so gute Arbeit leisten. Die Produktivität sinkt, wenn die Arbeitszeit 50 Wochenstunden übersteigt, zeigen Studien der Universität Stanford. Wie teuer das ein Unternehmen zu stehen kommt, davon war hier bereits zu lesen. Sinnvoller wäre es, viel und gut arbeitenden Mitarbeiter auch formell mehr Verantwortung zu übertragen sowie ein höheres Gehalt zu zahlen.
Loben und persönliche Befindlichkeiten beachten
Ein guter Chef zu sein heißt außerdem, es den Mitarbeitern nicht durch Chaos oder Unklarheit unnötig schwer zu machen. Dass Unternehmer gute Arbeit loben und Mitarbeitern für ihren Einsatz danken sollten, war hier bereits Thema. Ganz generell geht es mit Blick auf Motivation und Treue der Mitarbeiter darum, sich auch menschlich um sie zu kümmern. Wer als Chef die persönlichen Bedürfnisse und Befindlichkeiten seiner Mitarbeiter im Auge hat, ist schon auf einem guten Weg zum vorbild-lich motivierenden Chef und unternimmt quasi nebenbei auch wichtige Schritte in Richtung der ja in Unternehmen ebenfalls nötigen Prävention. Sich zu kümmern, muss Chefsache sein – andere Dinge lassen sich eher mal delegieren.
Seniorität allein darf kein Beförderungsgrund sein
Die Leistung der Mitarbeiter muss natürlich stimmen. Umgekehrt sollte der Unternehmer tunlichst darauf achten, hierfür gegebene Zusagen einzuhalten. Wenig demotiviert Mitarbeiter mehr als gebrochene Versprechen. Unternehmer sollten auch das Signal nicht unterschätzen, das Auswahl und Beförderung von Mitarbeitern ihren Kollegen geben. Noch demotivierender als nicht eingehaltene Versprechen ist für fähige und engagierte Mitarbeiter, dass jemand nicht dank erkennbarer Fähigkeiten ins Team geholt oder befördert wird, sondern scheinbar willkürlich. Das Phänomen ist im Management als Peter-Prinzip bekannt: Mitarbeiter erhalten Posten, die nicht ihrer Eignung entsprechen, und sollen Aufgaben erfüllen, denen sie nicht gewachsen sind. Insbesondere Inhaber rasch wachsender Unternehmen tappen oft in diese Falle – sie befördern jemanden, weil er ein langer Wegbegleiter ist, und stoßen so andere Mitarbeiter vor den Kopf, die mehr Leistungen erbracht haben.
Kritiker sollten gleich Verbesserungsverschläge machen
Für Unternehmer besteht die Kunst, ein Team motiviert zu halten, aus Sicht von Unternehmensberater Wolfgang Kierndorf darin, einerseits die Experten zu schätzen – sie gehen dem Betrieb am häufigsten verloren, wenn sie ihre Leistung und Fachkenntnis nicht gewürdigt fühlen – und andererseits Multitalenten genug Auslauf zu geben. Die sollten Verantwortung bekommen sowie Freiraum für Entscheidungen und Rückhalt für Experimente. Wer bei der Arbeit Gelegenheit bekommt, Leidenschaften auszuleben oder zu entdecken, wird ein ebenso treuer wie produktiver Mitarbeiter – Studien zufolge steigert das Verfolgen einer Leidenschaft bei der Arbeit die Produktivität um das Fünffache. Im Magazin „CIO“ empfiehlt Berater Kierndorf den Chefs zudem, „Nein-Sager“ zu konstruktiver Kritik zu bewegen, indem sie die Kritik hinnehmen und zugleich um Verbesserungsvorschläge bitten. Das ist im Zweifel nicht nur sehr nützlich, sondern hebt auch die Stimmung – und gilt, solange der Ton stimmt, sogar für Kritik am Chef selbst. Der sollte wiederum die stillen Mitarbeiter nicht aus dem Blick verlieren und um ihre Meinung bitten – oft haben sie eine Situation bereits analysiert und das Problem gelöst, während die anderen noch darüber streiten.
Den Bruch von Regeln darf der Chef im Team nicht zulassen
Ein bisschen ist Teamführung wie gute Erziehung: Belohnt der Chef die Mitarbeiter ständig für den Bruch von Regeln oder verhält er sich sonst irgendwie willkürlich, wird kaum ein funktionierendes Team entstehen, dessen Mitglieder nach vereinbarten Regeln an vereinbarten Zielen arbeiten. An nichts anderem kann Unternehmern aber im eigenen Interesse gelegen sein. Regelbruch mag beim kreativen Ausprobieren seine Berechtigung haben. Aber im Miteinander gerade eines kleineren Unternehmens kann sich sozialer Regelbruch tödlich auf den Teamgeist auswirken.
Wer Konflikte nicht lösen will, muss den Betrieb verlassen
Niemand ist perfekt – auch nicht der Chef als Teammotivator. Aber wenigstens auf so etwas wie sinnvolle Teamhygiene sollte er achten, raten Heidrun Schüler-Lubienetzki und Ulf Lubienetzki im Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ – also darauf, ob ein Mitarbeiter die Stimmung am Arbeitsplatz vergiftet. Nicht durch normale Konflikte, die überall mal vorkommen, sondern durch fiesere Aktionen. Ein Zeichen dafür ist, dass sich Konflikte nicht lösen lassen und wie Pech über ein Team liegen. Über „Schwierige Menschen am Arbeitsplatz“ hat Schüler-Lubienetzki ein Buch verfasst – sie fühlen sich im Konflikt wohl und gewinnen daraus Energie. Deshalb haben sie gar kein Interesse daran, den Konflikt zu lösen. Dies allerdings schadet Mitarbeitern wie dem Unternehmen insgesamt, weshalb die amerikanische Ausgabe der „Harvard Business Review“ in einem englischsprachigen Fachbeitrag feststellte: Einen Toxiker auszusortieren ist für Unternehmen oft gewinnbringender, als sich einen Leistung-Superstar ins Team zu holen. Vor Anzeichen von vergifteten Situationen oder gar Mobbing sollten Chefs also im eigenen Interesse nicht die Augen verschließen. Sonst läuft es darauf hinaus, dass gerade den guten, engagierten und konstruktiv arbeitenden Beschäftigten nur eine Alternative bleibt: das Unternehmen zu verlassen.
Aber mit ein bisschen Aufmerksamkeit muss es so weit gar nicht kommen – da dürfen Firmenchefs ruhig weiter positiv denken.
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Quelle: www.trialog-unternehmerblog.de, Herausgeber: DATEV eG, Nürnberg