
Das müssen Sie vor dem Kauf neuer Fahrzeuge bedenken
Fahrverbot, Software-Update, Hardware-Nachrüstung – viele Diesel-Themen köcheln zum Start der IAA Nutzfahrzeuge weiter. Unternehmer müssen sorgfältig planen, wie ihr zukunftsfähiger Fuhrpark aussieht.
Text: Frank Wiercks
Nun wird es langsam ernst – nicht nur juristisch, sondern auch technisch. Einerseits rücken Fahrverbote für dreckige Diesel-Pkw in Frankfurt oder Stuttgart näher. Bayerische Landespolitiker sehen sich sogar möglicherweise der Androhung von Beugehaft ausgesetzt, falls sie Fahrverbote als Teil eines Plans zur Luftreinhaltung weiter ausschließen. Und immer mehr Urteile bestätigen, dass Dieselautos per Software-Update sauberer gemacht werden müssen, sobald eine entsprechende Motorsteuerung zur Verfügung steht – sonst kann den Fahrzeugen die TÜV-Plakette verweigert oder die Stilllegung erzwungen werden. Andererseits starten die Hersteller jetzt regelrechte Modelloffensiven, und das nicht nur mit zahlreichen Hybrid- oder Elektroautos im Pkw-Segment: Auch bei Transportern gibt es – passend zur IAA Nutzfahrzeuge 2018 in Hannover – ein ziemlich breites Angebot. Inzwischen wirbt ein Handelsdiscounter sogar damit, seine Filialen mit einem elektrisch angetriebenen schweren Lkw abgasfrei zu beliefern und so massiv den Ausstoß von CO2, Stickoxid sowie Lärm zu reduzieren. Die Ära der alternativen Antriebe scheint Wirklichkeit zu werden.
Dieselfahrverboten mit alternativen Antrieben ausweichen
Für Unternehmer ist das angesichts der intensiven Diskussion um CO2 und Stickoxid in Dieselabgasen und die damit verbundene reale Gefahr von Fahrverboten zumindest in Innenstädten die gute Nachricht: Es gibt zunehmend Alternativen zum Diesel nicht nur bei Limousinen und Kombis, sondern auch bei Nutzfahrzeugen – wobei es nicht immer der Stromer mit Batterie sein muss. Großen Raum nimmt bei der IAA in Hannover die Frage ein, welche weiteren alternativen Antriebskonzepte helfen, die Umweltbelastung durch den Verkehr zu verringern – und welche Schritte jetzt erforderlich sind. Im Güterverkehr könnten sowohl per Akku als auch mit Gas betriebene Transporter helfen, die Luft sauberer zu machen, und verschiedene Modelle sind schon als Erdgasvariante erhältlich. Die Versorgung mit Treibstoff wäre machbar: Unternehmer könnten auf ihrem Firmengelände oder gemeinsam mit anderen für ein ganzes Gewerbegebiet zentral entsprechende Lade- beziehungsweise Tankinfrastrukturen aufbauen. So ließe sich etwa das Problem der zunehmenden, aber bei Weitem immer noch nicht ausreichenden öffentlichen Stromzapfstellen für E‑Autos lösen. Vielleicht wird demnächst sogar wieder die Idee des Wasserstoffantriebs aufgewärmt: In Norddeutschland ging gerade ein Brennstoffzellen-Zug auf Jungfernfahrt – und Hersteller wie Hyundai oder Toyota haben bereits Brennstoffzellen-Pkw im Angebot.
Über neuen Antriebsmix im Firmenfuhrpark nachdenken
Allerdings: Letztlich muss jeder Firmenchef für sich klären, ob und wann er auf welche neuen Fahrzeuge umstellt – mit Blick auf die rechtlichen sowie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und immer mit Blick auf die Frage, welche Mobilität er für seine Produkte und Dienstleistungen braucht. Das erfordert den engen Austausch mit dem Anwalt, dem Steuerberater und am besten auch einem Experten für Transport und Verkehr, der unabhängig von einer bestimmen Technologie oder Marke prüft, womit ein Unternehmen am besten fährt. Oft dürfte das Ergebnis ein Mix sein – etwa der Fuhrpark eines Bauhandwerkers mit dem Lastenfahrrad für kleinere Ausbesserungsarbeiten in der Innenstadt, dem elektrobetriebenen Transporter für die Baustelle im Nachbarort und einem mit Rußfilter und SCR-Kat ausgerüsteten Lkw für Schwerstarbeiten und längere Strecken.
Wirkung von Kaufprämien und Förderprogrammen prüfen
Mit dem Anwalt sollte im Auge behalten werden, wie groß das Risiko von Fahrverboten und für (junge) Diesel die Chance auf Ausnahmegenehmigungen ist. Dazu gehört auch die Frage, ob neue gesetzliche Vorgaben etwa bei der von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer doch nicht mehr kategorisch ausgeschlossenen Hardware-Nachrüstung von Dieselmotoren zur Abgasreinigung neuen Handlungsbedarf für Unternehmer bringen. Mit dem Steuerberater lässt sich klären, ob Finanzierungsmodelle und Tauschprämien der Hersteller oder staatliche Förderprogramme und Kaufprämien wirklich geldwerte Vorteile bringen.
Und dann ist da natürlich noch die Frage des persönlichen Öko-Gewissens: Brauche ich wirklich einen großen, durstigen Chefwagen? Investiere ich in ein neues saubereres Fahrzeug, obwohl das alte noch nicht abgeschrieben ist? Diese Entscheidung kann einem tatsächlich niemand abnehmen …
Bei Fragen sprechen Sie uns gerne an.
Quelle: www.trialog-unternehmerblog.de, Herausgeber: DATEV eG, Nürnberg