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Jungunternehmer: mit Weitsicht zum Erfolg

Die Startphase entscheidet über den Erfolg eines Unternehmens. In den ersten drei Jahren kann selbst der kleinste Fehler das Aus bedeuten. Umso wichtiger ist es, in dieser Zeit auf Unterstützung durch erfahrene Berater zu setzen.

Autor: Midia Nuri


Die Kun­den von Anke Domaske haben ihre Muster zum Fressen gern. „Manche nehmen sie gle­ich in den Mund“, erzählt die Chefin der Qmilch GmbH aus Han­nover von einem Messeauftritt.„Dann brum­men sie zus­tim­mend ‚Hm‘.“ Was für Nahrungsmit­tel nicht ungewöhn­lich wäre – aber die Mikro­bi­olo­gin redet von der Heim­tex­tilien­messe in Frank­furt und bietet ihre geschmei­di­gen weißen Fasern nicht zum Essen an. „Man soll sie anziehen“, erk­lärt sie und lacht. Die Kun­den weben aus der von ihr erfun­de­nen Milch­fas­er unter anderem Hem­den, die nicht kratzen und die Haut von Allergik­ern scho­nen. Sie ver­ar­beit­en sie zu Bet­twäsche und wollen daraus Lenkräder für Autos machen. In der Medi­z­in­tech­nik streben sie eine Zulas­sung als Wun­dau­fla­gen an. „Wir sprechen auch über die Möglichkeit, Implan­tate aus der Fas­er herzustellen und Träger­sub­stanzen für Medika­mente“, berichtet Anke Domaske.

Grandiose Geschäft­sidee.Die 28-Jährige hat­te den Traum viel­er Biolo­gen: Für ein medi­zinis­ches Prob­lem eine Lösung zu find­en. Also entwick­elte sie eine Fas­er, die Allergik­er oder Men­schen mit geschwächtem Immun­sys­tem gut ver­tra­gen, etwa nach ein­er Chemother­a­pie. Und die ohne chemis­che Zusätze von Natur aus antibak­teriell wirkt. „Das Mate­r­i­al tötet beispiel­sweise Staphy­lokokken, einen der gefährlich­sten Kranken­hauskeime“, sagt Domaske. Die von ihr erfun­dene Fas­er ist außer­dem in nur ein­er Stunde hergestellt, ohne Abfälle zu produzieren.

Wer seine Träume wahr wer­den lassen will, muss aber zunächst erfol­gre­ich in die Selb­st­ständigkeit starten. Viele Jun­gun­ternehmer scheit­ern bere­its nach kurz­er Zeit, da sie sich beim Per­son­al- und Kap­i­talbe­darf ver­schätzen oder ihr Wach­s­tum nicht finanzieren können.

Mit der Zahl der Grün­dun­gen stieg nach KfW-Berech­nung im Jahr 2010 auch die Zahl jen­er Betriebe, die schnell wieder dicht­macht­en. Die Anfangssterblichkeit, also die Quote der Fir­men, die inner­halb von drei Jahren geschlossen wer­den, blieb bei 30 Prozent. „Der Ausstieg geht in der Regel mit ein­er Liq­ui­da­tion des Pro­jek­ts ein­her, nur sel­ten erfol­gen eine Über­gabe an einen Nach­fol­ger oder ein Verkauf des Unternehmens“, heißt es im Grün­dungsmon­i­tor. Vie­len Jun­gun­ternehmern geht bere­its kurz nach dem Start die Puste aus, weil sie Steuern und Finanzen nicht im Griff haben. Immer­hin dauert es im Schnitt 1,9 Jahre, bis die ersten Gewinne sprudeln, so eine Umfrage des Grün­der- und Men­toren­net­zw­erks Forum Kiedrich. Deshalb sind sich alle Experten einig: Vor allem die geschäftliche Tätigkeit und Entwick­lung von Unternehmen, die noch gegrün­det wer­den sollen oder erst wenige Jahre aktiv sind, muss Schritt für Schritt gut geplant wer­den. „Ein Busi­ness­plan hil­ft, Schwächen und Risiken bere­its vor der Grün­dung zu iden­ti­fizieren. Wer­den diese Prob­leme frühzeit­ig gelöst, wird die Umset­zung schneller erfol­gre­ich sein“, so Sylvia Tiews, Lei­t­erin des bun­desweit­en Grün­dungswet­tbe­werbs „start2grow“.

Helfen kann beim Auf­stellen dieses Fahrplans in eine erfol­gre­iche unternehmerische Zukun­ft neben diversen Grün­derini­tia­tiv­en auch der Steuer­ber­ater. Er ver­fügt über Infor­ma­tio­nen zu Förder­pro­gram­men, kann die Tragfähigkeit der geplanten Finanzierung ser­iös bew­erten und wertvolle Tipps zu ein­er opti­malen steuer­lichen sowie gesellschaft­srechtlichen Gestal­tung von Verträ­gen geben.

Akribis­che Zukun­ft­s­pla­nung. Ein belast­bar­er Busi­ness­plan erle­ichtert nicht nur die Finanzierung, son­dern dient ide­al­er­weise gle­ich als umfassender Pro­jekt-TÜV, bei dem strate­gis­che und oper­a­tive Aspek­te der Unternehmensführung teil­weise sehr detail­liert beleuchtet wer­den. Denn als entschei­den­den Grund, warum junge Betriebe scheit­ern, nen­nt Malte Bret­tel neben der Kap­i­talbeschaf­fung die Fehlein­schätzung des Mark­tes. „Wichtig ist, dass der Fir­menchef die Exec­u­tive Sum­ma­ry, also die Zusam­men­fas­sung der wesentlichen Inhalte und Zahlen, eben­so wie den ganzen Busi­ness­plan immer wieder anpasst und den Betrieb entsprechend aus­richtet“, betont der Inhab­er des Lehrstuhls für Unternehmer­tum und Exis­ten­z­grün­dung an der WHU – Otto Beisheim School of Man­age­ment in Vallendar.

Da die Diplom-Biolo­gin Anke Domaske ihre unternehmerischen Hausauf­gaben gemacht hat, läuft ihr Betrieb auch ohne solch eine Neuaus­rich­tung rund. Schnell gewann sie rund 100 Kun­den quer durch alle Branchen. „Die haben von unser­er Fas­er gele­sen und sind auf mich zugekom­men, weil sie einen Anwen­dungs­bere­ich für sich inter­es­sant fan­den“, berichtet Domaske. Für sie stellte sich eher die Frage, wie sie ohne Qual­itätsver­lust und Liq­uid­ität­sen­g­pass diese große Nach­frage bedi­enen und das damit ver­bun­dene Wach­s­tum stem­men sollte.

Schwierige Mitar­beit­er­suche. Gemäß dem Busi­ness­plan expandiert ihr Unternehmen in über­schaubaren Phasen. Bis Ende 2012 soll die benötigte Pro­duk­tion­s­mas­chine geliefert sein, um die vor­liegen­den Aufträge abzuar­beit­en. „Vielle­icht sog­ar ein wenig früher“, hofft die Grün­derin. Der derzeit nur sieben Mitar­beit­er zäh­lende Betrieb wird dann rund fünf­mal so viele Beschäftigte haben – allein 13 zusät­zliche Experten sind erforder­lich, um an der neuen Pro­duk­tion­san­lage ihre Fasern herzustellen. Die näch­ste Mas­chine ist bere­its bestellt. Um sie zu betreiben, wer­den unge­fähr 20 weit­ere Biotech­nolo­gen und Spinn- sowie Extru­sion­stech­niker gebraucht. „Dafür die richti­gen Leute zu find­en dürfte nicht ein­fach wer­den“, erwartet Domaske, die sich bere­its jet­zt mit diesem The­ma beschäftigt.

Dass Per­son­al­suche eine von Jun­gun­ternehmern unter­schätzte Her­aus­forderung ist, weiß Patrick Sturm aus eigen­er Erfahrung. Er startete 2002 mit Michael Mücke neben­beru­flich die Beratungs­ge­sellschaft Mücke, Sturm & Com­pa­ny GmbH. Das Geschäft lief so gut, dass sie es bald haupt­beru­flich betrieben und Angestellte sucht­en. „Aber wer will schon der erste Mitar­beit­er sein?“, fragt Sturm. Glück­licher­weise war der Neul­ing als Prak­tikant schon dabei und kan­nte die Grün­der. Die boten ihm gle­ich noch an, auf Pro­jek­tleit­erebene mitzuar­beit­en: „In welch­er Beratungs­ge­sellschaft kann ein Ein­steiger das schon?“ So löste das heute 60 Mitar­beit­er zäh­lende Unternehmen ein großes Prob­lem klein­er Mit­tel­ständler: sich gegen die etabliert­eren Arbeit­ge­ber durchzuset­zen. „Ger­ade den Qual­i­fizierten bieten in der Regel mehrere Unternehmen attrak­tive Anstel­lun­gen“, ist die Erfahrung von Brettel.

Anke Domaske ist sich­er, dass sie diese Her­aus­forderung bewälti­gen wird, weil sie alle Aspek­te der Expan­sion gut durch­dacht hat. Bei der Finanzierung etwa set­zte sie bish­er auf Eigen­mit­tel. Sie weiß aber, dass sie damit an Gren­zen stoßen wird. Deshalb ver­han­delt sie mit Banken sowie Ven­ture-Cap­i­tal-Gebern über die Finanzierung des anste­hen­den Wach­s­tums, unter­stützt vom Steuer­ber­ater, der auch entsprechende Gespräche anbahnt.

Hil­fre­ich­er Steuer­ber­ater.Der Experte ste­ht der Unternehmerin seit 2011 zur Seite. Er beri­et sie bei der Rechts­formwahl, bei der GmbH-Grün­dung und beim Ver­fassen ihres Busi­ness­plans sowie bis heute bei der Abrech­nung. Das ist nach ein­hel­liger Mei­n­ung aller Fach­leute eine sin­nvolle Kon­struk­tion. Schließlich stellen Unternehmer nach Schätzung von Experten in der Grün­dungsphase die Weichen für bis zu 80 Prozent der späteren Kosten. Daher wählte Anke Domaske ihre Steuer­ber­atungskan­zlei eigens wegen der aus­giebi­gen Erfahrung mit Grün­dern. Auch Patrick Sturm schätzt bere­its seit der Grün­dung den Rat seines Steuer­ber­aters. Ger­ade bei betrieb­swirtschaftlichen Fra­gen, etwa wenn es zum Jahre­sende darum geht, wie viel Gewinn das Unternehmen auss­chüt­ten und wie viel Geld es zurück­le­gen soll. „Wir sagen ihm, was wir uns vorstellen, und er prüft mit kri­tis­chem Blick, ob das betrieb­swirtschaftlich sowie steuer­lich sin­nvoll ist“, berichtet der gel­ernte Betriebswirt.


Quelle: TRIALOG, Das Unternehmer­magazin Ihrer Berater und der DATEV, Her­aus­ge­ber: DATEV eG, Nürn­berg, Aus­gabe 03/2012

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