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Altersvorsorge: Der eigene Weg ist wichtig

Für die Absicherung im Ruhestand gibt es kein Patentrezept. Jeder Firmenchef sollte auf einen individuellen Mix unterschiedlicher Anlageformen achten,
die zu seiner persönlichen Planung passen. Bei den Renditeberechnungen hilft der Steuerberater.

Beim Gedanken an seine Altersvor­sorge bleibt Michael Kauf­mann gelassen: „Ich habe schon vor rund 15 Jahren begonnen, pri­vate Rück­la­gen für den Ruh­e­s­tand aufzubauen.“ Pflichtver­sichert ist der 42-Jährige, der im bay­erischen Bergheim einen Hof mit Bio­gasan­lage, Getrei­de- und Maisan­bau sowie Rinder- und Häh­nchen­mast führt, in der land­wirtschaftlichen Alter­skasse. „Doch meine geset­zliche Rente wird nur rund 500 Euro betra­gen“, so der Unternehmer. Deshalb hat er gemein­sam mit dem Steuer­ber­ater und einem pro­fes­sionellen Ruh­e­s­tands­ber­ater seine per­sön­liche Vor­sorges­trate­gie entwick­elt: „Mir war wichtig, dass ich nicht nur genug Geld zum Leben habe, son­dern meine Absicherung auch auf mehreren Beinen steht.“

Auf eine bre­ite Mis­chung acht­en Ergänzt wird die geset­zliche Rente durch eine Riester-Rente. Als Vater von zwei Kindern erhält Kauf­mann dafür vom Staat jedes Jahr steuer­freie Zuschüsse. Als selb­st­ständi­ger Fir­menchef zahlt er auch in eine Rürup-Renten­ver­sicherung ein: „Das lohnt sich, da ich über 1.000 Euro im Monat investieren und die Beiträge weit­ge­hend bei der Einkom­men­steuer gel­tend machen kann.“ Die Rente muss er zwar bei der Auszahlung ver­s­teuern, aber unter dem Strich bleibt für ihn ein deut­lich­es Plus. Das hat ihm der Steuer­ber­ater genau aus­gerech­net. Und als Ergänzung zu diesen kon­ser­v­a­tiv­en Pro­duk­ten steckt Kauf­mann per Spar­plan regelmäßig Geld in einen Aktien­fonds: „Hier geht es um mehr Ren­dite, ganz nach dem Mot­to: no risk, no fun.“

Der Land­wirt aus Bergheim agiert bei der Altersvor­sorge vor­bildlich. Er hat früh mit dem Sparen begonnen und dabei einen Mix ver­schieden­er Anlage­for­men gewählt. Damit ist er aber eine Aus­nahme. Viele Men­schen wis­sen zwar, dass sie später in Ruh­e­s­tand gehen wer­den als ihre Eltern, machen sich aber wenig Gedanken über das The­ma. Ger­ade jun­gen Leuten ist kaum klar, wie wichtig die zusät­zliche pri­vate Absicherung kün­ftig wird. „Die fehlende Beschäf­ti­gung mit der Altersvor­sorge führt zu Unken­nt­nis und lei­der in zu vie­len Fällen zu ein­er drama­tis­chen Unter­schätzung des Hand­lungs­be­darfs“, sagt Oliv­er Gaedeke, Vor­stand der YouGov Deutsch­land AG, eines inter­na­tion­al täti­gen Insti­tuts für Mark­t­forschung, Organ­i­sa­tions­forschung und Beratung in Köln.

Der Betrieb allein reicht nicht Bei Unternehmern in der Alters­gruppe bis 50 Jahre sieht es kaum bess­er aus. „Viele Fir­menchefs investieren ihr ganzes Geld in den Auf­bau des Betriebs“, so Toni Wirler, Vizepräsi­dent des Bun­desver­bands der Ruh­e­s­tand­splan­er Deutsch­land e. V. in Berlin. Wegen Euro- und Schuldenkrise trans­ferieren sie sog­ar gezielt Kap­i­tal aus dem Pri­vatver­mö­gen in die Fir­ma. Sie glauben, so langfristig höhere Ren­diten erzie­len zu kön­nen als in anderen Anla­gen. Mit Blick auf die Altersvor­sorge ist das riskant. Wer kann heute schon abschätzen, was der Betrieb in eini­gen Jahrzehn­ten beim Gen­er­a­tionswech­sel oder Verkauf wert ist und welch­er Ertrag sich real­isieren lässt? Auch darum soll­ten Unternehmer kon­tinuier­lich Geld in die pri­vate Absicherung steck­en, immer abges­timmt auf ihr Alter, ihre Lebenssi­t­u­a­tion und ihre Risikoneigung.

Unbe­d­ingt sollte später eine sichere Rente fließen. Die geset­zliche Renten­ver­sicherung (GKV) dient hier nur als Basis. Alter­na­tiv oder zusät­zlich emp­fiehlt sich eine geförderte Rürup-Rente. Zwar liegt der Garantiezins ab 2015 nur bei 1,25 Prozent. Dafür sind Ein­zahlun­gen bei der soge­nan­nten Basis-Rente in der Ansparphase steuer­frei. 2015 lassen sich 80 Prozent der Beiträge bis zur Höch­st­gren­ze von geplant 24.000 Euro (Sin­gle) als Son­der­aus­gaben gel­tend machen, das wären 19.200 Euro. Die Quote steigt bis 2025 um jährlich zwei Prozent. Die Leis­tun­gen sind später steuerpflichtig, es geht also um eine Art Steuer­stun­dung. Trotz­dem lohnt sich die Kon­struk­tion. „Der Steuer­satz ist in der Regel im Ruh­e­s­tand deut­lich niedriger als in der Erwerb­sphase“, erk­lärt Stephan Hüb­sch­er, Vizepräsi­dent des Steuer­ber­ater­ver­bands Schleswig-Hol­stein. Weit­er­er Plus­punkt der Basis-Rente: Sie wird nicht mit Hartz-IV-Leis­tun­gen ver­rech­net und bietet option­al oder über eine Zusatzver­sicherung einen Hinterbliebenenschutz.

Staatliche Förderung hil­ft Eine Rürup-Rente hat auch Dirk Skirde abgeschlossen, der in Ingol­stadt ein Fachgeschäft für Rau­mausstat­tung mit 200 Quadrat­meter Verkaufs­fläche führt. Zur Vor­sorge nutzt er einen Mix unter­schiedlich­er Spar­for­men. Die Grund­lage bilden die geset­zliche Renten­ver­sicherung und zwei Kap­i­talleben­spo­li­cen, die er vor Jahren abgeschlossen hat. Zusät­zlich prof­i­tieren will er vom Steuer­vorteil der Basis-Rente. Wählen lässt sich zwis­chen der klas­sis­chen Rürup-Rente und ein­er Vari­ante, bei der auch in Fonds investiert wird. Für eher risikoori­en­tierte Spar­er kann die Fond­slö­sung inter­es­sant sein – mit dem Ziel, höhere Ren­diten zu erre­ichen. „Der aktuelle Leitzins der Europäis­chen Zen­tral­bank von 0,05 Prozent kommt ein­er Enteig­nung der Spar­er gle­ich“, sagt Wirler. Sichere Invest­ments, die zur Altersvor­sorge gefragt sind, erwirtschaften derzeit jährliche Erträge von teils deut­lich weniger als drei Prozent. Wer mehr will, muss höhere Risiken einge­hen. Vor allem Aktien gel­ten als sin­nvolle Beimis­chung im Mix der Altersvor­sorge, weil ger­ade solide Stan­dard­w­erte kon­tinuier­lich Div­i­den­den abw­er­fen und sich in den ver­gan­genen Jahren trotz Finanzkrise zumeist gut entwick­elt haben.

Den­noch rät Ruh­e­s­tand­splan­er Wirler bei Einze­lak­tien zur Vor­sicht, wenn man nicht ständig die Kurse ver­fol­gt. Bess­er sind Fonds, die Aktien kaufen: „Unternehmer kön­nen ihr Geld etwa in Sparpläne unab­hängiger Ver­mö­gensver­wal­tun­gen fließen lassen.“ Bei der Auswahl ist auf die Ren­diten der let­zten fünf Jahre zu acht­en. Auch Immo­bilien als Teil der Altersvor­sorge hält Wirler für sin­nvoll – in Form von Anteilss­cheinen von Immo­bilienun­ternehmen oder als gekaufte Gebäude. Bei Miet­shäusern ist die Ren­dite wichtig. Ver­mi­eter müssen auf eine erstk­las­sige Lage acht­en. Ste­ht ein Objekt länger leer, schlägt das mas­siv auf den Ertrag durch. Wer kaufen will, sollte mit dem Steuer­ber­ater genau eine real­is­tis­che langfristige Ren­dite nach Steuern kalkulieren – der Preis für Häuser und Woh­nun­gen ist laut Bun­des­bank im ver­gan­genen Jahr im Schnitt von 125 Städten um 6,25 Prozent gestiegen, es kön­nte also mit­tel­fristig eine Immo­bilien­blase dro­hen. Wenn die platzt, wür­den über­teuert angeschaffte Immo­bilien mas­siv die Absicherung im Alter gefährden.

Immo­bilie schulden­frei machen Erforder­lich ist genaues Kalkulieren auch beim selb­st genutzten Wohneigen­tum. Unternehmer Skirde hat sich schon vor Jahren zum Kauf entsch­ieden: „Im Alter wer­den wir keine Miete zahlen müssen, und überdies gehe ich davon aus, dass die Preise in der Region Ingol­stadt langfristig eher steigen als nachgeben.“ Wer in jun­gen Jahren kauft, sollte zusät­zlich zu Zins und Tilgung regelmäßig Geld für Mod­ernisierun­gen und Repara­turen zurück­le­gen. „Das Objekt altert schließlich mit“, gibt Experte Wirler zu bedenken. „Solche Kosten allein aus dem Alterssalär zu stem­men, ist oft kaum möglich.“ Auch an diesen Aspekt hat Land­wirtschaft­sun­ternehmer Kauf­mann bei sein­er Altersvor­sorge gedacht. Er lebt mit sein­er Fam­i­lie in einem Eigen­heim, das längst abbezahlt ist.


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FAUSTREGEL: Wer voll in die geset­zliche Renten­ver­sicherung ein­zahlt, erhält später 55 Prozent des aktuellen Erwerb­seinkom­mens. Eine zusät­zliche Vor­sorge ist deshalb sinnvoll.

PLANUNG: Par­al­lel zur Fir­men­grün­dung soll­ten Unternehmer mit der Vor­sorge begin­nen – und wenn sie nur monatlich 100 Euro sparen. Der Betrag kann sukzes­sive aufge­stockt wer­den. Basis für die Ertragsrech­nung sollte eine durch­schnit­tliche Lebenser­wartung von rund 85 Jahren sein.

STATUS QUO: Der Stand der Altersvor­sorge ist jährlich zu über­prüfen. Auf der Haben­seite ste­hen die prog­nos­tizierten Renten­leis­tun­gen der jew­eili­gen Verträge und die Ver­mö­genswerte, dem gegenüber das gewün­schte Alterssalär – es sollte monatlich min­destens 70 Prozent der Einkün­fte in der Erwerb­sphase betra­gen. So wird erkennbar, ob es ein Loch in der Altersvor­sorge gibt.

VORSORGEMIX: Basis sind geset­zliche Renten­ver­sicherung, Betrieb­srente und pri­vate Renten­ver­sicherung – etwa als geförderte Rürup- oder Riester-Rente. Eine Ergänzung sind Misch- und Dach­fonds, die in Aktien und Anlei­hen investieren. Defen­siv ori­en­tierte Fonds kaufen schwankungsarme Papiere. Wichtig ist die Entwick­lung der ver­gan­genen fünf Jahre. Direk­te Aktien­in­vesti­tio­nen bedeuten mehr Ren­dite und mehr Risiko. Dann muss man sich inten­siv mit dem The­ma beschäfti­gen und geeignete Werte auswählen. Abgerun­det wird der Vor­sorgemix durch die im Alter schulden­freie selb­st genutzte Immo­bilie sowie Mieto­b­jek­te, die verkauf­bar sein müssen.

BERATUNG: Der Vor­sorgemix muss regelmäßig mit dem Steuer­ber­ater disku­tiert wer­den. Er berech­net Ren­diten und beurteilt die steuer­lichen Aspek­te der Bestandteile in Ansparphase wie Ruhestand.




Quelle: TRIALOG, Das Unternehmer­magazin Ihrer Berater und der DATEV, Her­aus­ge­ber: DATEV eG, Nürn­berg, Aus­gabe 01/2015

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